19 Tage auf dem Jakobsweg in Spanien

1. Einleitung – Warum sollte jeder Mensch einmal den Jakobsweg gehen

Der Jakobsweg, auch bekannt als camino de santiago ist wohl der beliebteste, bekannteste und schönste Pilgerweg der Welt. Fotos von der Pilgerreise gibt es im Blog von aufdersuchenachglueck.de zu sehen. Mit Kamera und Zelt ging es in 19 Tagen von Viktoria Gasteiz nach Santiago de Compostela. Am Ziel angelangt überströmen Pilgerer ein unbeschreibliches Gefühl. Man sagt, dass der Geist des Heilligen Jakobs mit einem wandert. Adrenalin und Glücksgefühle sind die beste Belohnung für Menschen, die sich dazu entschieden haben, den Jakobsweg zu gehen.

1.1 Eine Reise ins ungewisse

Diese einmalige Erfahrung bleibt noch lange im Gedächtnis, der positiven Dinge, die man im Leben gemacht hat. Die Strecke von 700 km in nur 19 Tage zu schaffen, ist ein Rekord. Von den Kilometern gesehen, war es jeden Tag ein Marathon, jedoch mit dem Unterschied, dass man dabei noch einen zwölf Kilogramm Rucksack, auf dem Rücken trägt. Etwas gemütlicher wird es nur, wenn man das Gewicht reduziert und täglich in den Herbergen, entlang des Jakobswegs übernachtet. Ich entschied mich dennoch zum zelten. Das habe ich bis heute nicht bereut. Man ist viel freier und flexibler. Günstiger ist es natürlich auch, wenn man bedenkt, täglich die Unterkunkftskosten zu sparen.
Ganz ohne Geld ist der Jakobsweg zwar machbar, doch dafür benötigt man ein dickes Fell. Schließlich muss man sich alles erbetteln. Anfangs gibt es dank Brunnen, kostenlos Wasser und reichlich Obstbäume und Sträucher unterwegs. Durchquert man jedoch die Region um Leon, wird es trocken und die Möglichkeiten sind beschränkt. Ist es nicht anders möglich, kann man sicherlich an die Kirchentüren klopfen und um Kost und Loggie fragen. Meiner Meinung nach, ist jedoch die Kirche mehr an spenden eurerseits interessiert als an eine kostenlose Verpflegung der Pilgerer.

1.2. Die tägliche Etappen gut organisieren

Heutzutage gibt es eine Reihe an Applikationen für Euer Smartphone, mit den täglichen Etappen & Co. aber es geht auch ohne. Etwas Organisationstalent sollte schon vorhanden sein. Man merkt schnell dass es keinen Sinn macht, viel einzukaufen und die Lebensmittel mit sich rum zu schleppen. Mit der Routine lernt man, dass täglich einkaufen sinnvoller ist. Doch dafür benötigt man Geld. Man wird im Supermarkt oder in den Dörfern nichts umsonst bekommen. Erfahrene Pilgerer haben sich ihre Orte bereits vorher markiert und kennen den ein oder anderen heissbegehrten Tripp. Wäsche waschen kann man entweder per Hand oder in einem der Herberge, modern in einer Waschmaschine. Umsonst gibt es wie gesagt, nur Erfahrungen. Täglich kann man, je nach Terrain und Wetter gute 30 bis 40 Kilometer laufen, selbst mit Rucksack und 30 Grad plus Aussentemperatur. Ganz egal ob man Essen & Trinken im Supermarkt kauft oder Essen geht, man kommt auf dasselbe. Das habe ich immer wieder ausprobiert. Geld sparen kann man wirklich nicht.

2. Von Viktoria-Gasteiz nach Santiago de Compostela

Knapp 700 km sind es von Viktoria-Gasteiz, im Nordosten Spaniens zum Ziel nach Santiago de Compostela. Im Schnitt benötigen Pilgerer für diese Strecke circa 30 Tage. Ich war etwas schneller und pilgerte den berühmten Jakobsweg in nur 19 Tagen. Den Geist des Heiligen Jakobs und viele interessante Menschen habe ich dabei getroffen. Mit der Kamera und Zelt war ich gut gewappnet um im Sommer 2018 auf die Pilgerreise zu gehen. Den Jakobsweg in Bildern exklusiv im Blog von aufdersuchenachglueck.de.

3. Jakobsweg mit Zelt

Obwohl es nicht erlaubt ist in Spanien, unter freiem Himmel zu zelten, wagte ich das Experiment, welches mir auch geglückt ist. Ich meine damit nicht das Zelten auf dem Campingplatz, welches durchaus möglich ist. Was ich damit meine ist das sogenante Wildcampen. Befolgt man ein paar wichtige Regeln, hat man auch keine Probleme, erst recht als Pilgerer. Bevor ich auf den Jakobsweg ging, habe ich mich auch darüber informiert. Mit diesen Richtlinien und Verhaltensregeln ist das Zelten auf dem Jakobsweg möglich, wenn auch nicht erlaubt.
1.    Kein offenes Feuer (das versteht sich von selbst, vor allem in Spanien)
2.    Sauberkeit rundum das Zelt (Müll fachgerecht entsorgen)
3.    Kein Zelten auf Privatgründstücken (erst recht wenn diese von einem Zaum umgeben sind)
4.    Nicht länger als eine Nacht an einem Ort aufhalten
5.    Keine Party, keine Musik und keine Lärm (verringert die Chance auf Entdeckung)
6.    Zeltaufbau sehr spät im Mondlicht und Zeltabbau früh am morgen
7.    Entlegenere Orte zum zelten suchen, statt am Wegesrand
8.    Still und ruhig verhalten
9.    Die Natur achten
10.    Ein Pilgerer sein

Mit diesen einfachen Regeln sinkt man die Chance überhaupt wahrgenommen zu werden. Ganz nach dem Spruch: Was einer nicht weiss, macht einen nicht heiss. Das funktioniert zu 100%. Ich habe sogar mal im Garten der Kirche gezeltet. Dafür habe ich mich einfach kurz bei den Bediensteten gemeldet, um Erlaubnis gefragt und es einfach gemacht. Am nächsten morgen ging es dann weiter.

3.1. Die Ausrüstung für den Jakobsweg

Wichtig ist auch die Ausrüstung, die man mitschleppt. Dabei muss natürlich auf das Gewicht geachtet werden, um nicht zu viel tragen zu müssen. Unwichtige Dinge sollte man am besten per Post nach Hause schicken. Einen Laptop beispielsweise gehört zu den Dingen, die man wirklich nicht benötigt, sobald man ein Smartphone dabei hat. Auf eine Kamera sollte man jedoch nicht verzichten. Es gibt zu viele Möglichkeiten und Sehenswürfigkeiten auf dem Jakobsweg. Ich entschied mich für eine Fotoreportage und hatte meine Nikon D700 mit dem 50er dabei. Um einen Überblick zu bekommen, wie ich auf 12 kg kam, habe ich hier eine Liste der Ausrüstung für den Jakobsweg zusammen gestellt.
•    50 Liter Rucksack von Quechua
•    2-3 Personen Zelt von Salewa
•    Neo Air Isomatte (nach einer Woche mit Loch)
•    Sommer Schlafsack
•    1 Funktionshose, kurze Shorts
•    3 T-Shirts (outdoor und Baumwolle)
•    3 paar Wandersocken
•    Campingmesser
•    Taschenlampe
•    Hygieneartikel
•    Nikon D700 und Nikkor 50mm f1.4
•    Ladegeräte, Akkus, Speicherkarten
•    Microfaser-Handtuch

3.2. Was wirklich alles nötig?

Ja, deffinitiv. Ich trennte mich bereits am Anfang von der zweiten Funktionshose, dem Buch und dem zweiten Paar Schuhe. Somit habe ich ein gutes Kilogramm verloren. Mit den täglichen Essensrationen und den Wasserflaschen pendelte ich zwischen 12 – 13 kg.

3.3. Der Härtest der Ausrüstung

Etwas enttäuscht war ich vom Wanderrucksack. Da hätte ich wohl mehr investieren müssen, statt den 70 Euro. Im Nachhinein ist man bekanntlich schlauer. Die Tragegurte haben sich, aufgrund des Gewichtes, schon nach einer Woche angefühlt, als wär der Rucksack zehn Jahre alt. Positiv überrascht war ich über die Taschen und Reissverschlüsse. Alle funktionieren auch heute noch ohne Probleme. Auch in puncto Regensicherheit kann ich nicht meckern. Im August hatte ich zwar nicht viel Regen, doch alle Sachen blieben trocken. Die Verstellmöglickeiten lassen sich an die Größe des Wanderers anpassen. Somit ein weiterer Pluspunkt. Für das nächste mal, werde ich mir trotzdem einen anderen Wanderrucksack für den Jakobsweg zulegen.

Das Zelt von Salewa hat seine Stärke bereits auf Island und Griechenland unter Beweis gestellt. Auf dem Jakobsweg ist mir durch ein Ungeschick ein Riss in der Aussenwand passiert. Ich konnte es dennoch mit Panzertape kleben, sodass ich vor Nässe und Feuchtigkeit voll geschützt war. Der Auf- und Abbau ging, dank der Routine in ein paar Minuten. Da ich mich für das 2 bis 4 Personen Zelt von Salewa entschieden habe, hatte ich genügend Platz zum schlafen und für meine Ausrüstung. Mit einem geringen Gewicht kann ich dieses Zelt auch für den Jakobsweg empfehlen.

Keine Empfehlung bzw. eine schlechtes Beispiel ist das Santiago Zelt, welches mein Freund dabei hatte. Es ist wirklich nur für den Notfall gedacht. Die Qualität und auch der Auf- und Abbau waren miserabel.

Die Kameratechnik hat natürlich auch den Jakobsweg überstanden, daran hätte ich auch nicht gezweifelt. Es ist schließlich von Nikon.

Nächstes Projekt: Der Jakobsweg mit dem Fahrrad

Mein erstes Gefühl als ich an den Jakobsweg dachte, war es diesen mit dem Fahrrad, beginnend in Köln zu fahren. Dieses Projekt werde ich wohl als nächstes starten. Die knapp 2500 km sollten in etwa einem Monat zu schaffen sein. Die Vorteile liegen auf dem Rücken. Man spart sich die Schlepperei und setzt stattdessen auf Satteltaschen. Teilweise kann man auch neben dem Fahrrad gehen und dieses neben sich her schieben. Eine weitere Erkenntnis ist den Jakobsweg in weniger warmen Monaten zu pilgern.

4. Erfahrungen und gesammelte Momente

Allein auf dem Jakobsweg zu pilgern war eine schöne Erfahrung in meinem Leben. Man hat genug Zeit über das Leben nachzudenken und sich über viele Sachen klar zu werden. Der wichtigste Grund den Jakobsweg zu gehen, war mit dem Rauchen aufzuhören. Mit Erfolg! Meine letzte Zigarette rauchte ich am Vorabend in einem Dorf vor Viktoria-Gasteiz. Ich habe mir zwar für den morgen eine spezielle Zigarette vorbereitet und wollte sie zum Kaffee am morgen ganz in Ruhe genießen, doch am morgen entschied ich mich, ganz darauf zu verzichten

4.1. Der Kampf gegen die Nikotinsucht

Die ersten Tage habe ich kaum negative Folgen gespührt. Nach etwa einer Woche musste ich täglich gegen die Sucht ankämpfen und Nein sagen. Ich stieg auf Wallnüsse und Sonnenblumenkerne um, damit ich zumindest etwas Ablenkung hatte. Mit jedem Tag ohne Zigarette fühlte ich mich besser. Die sportliche Ausdauer, der frische Atem und das Gefühl endlich die Sucht losgeworden zu sein, waren die beste Belohnung.

5. Fakten zum Jakobsweg

Der Jakobsweg ist wohl der beliebteste Pilgerweg der Welt. Es gibt mehrere Routen, doch das Ziel ist jedes mal die Katedrale von Santiago de Compostela. Jeder Pilgerer startet mit einem Stempelheft, wo er täglich ein bis zwei Stempeln sammelt. Inzwischen ist der Jakobsweg so kommerzialisiert, dass jede Kneipe, Tankstelle oder Tante Emma Laden einen Stempel mit der Jakobsmuschel besitzt. Da ich aus kirchlicher Sicht kaum Unterstützung bekam, mied ich es mir dort den Stempel zu holen.

6. Fotoreportage vom Jakosbweg

Die komplette Fotoreportage habe ich auf nomadentum veröffentlicht. Dort findet Ihr über 100 hochauflösende Fotos von meinem Jakobsweg und interessante Artikel zum Thema. Über ein Besuch würde ich mich natürlich freuen. Hinterlasst gerne ein Kommentar oder stellt eine Frage. Dafür ist das Internet bzw. ein Blog schließlich da. Wer noch überlegt ob und wann er den Jakobsweg geht, dem kann ich nur sagen: JETZT. Überlegt nicht zuviel. Wenn ihr schon den Gedanken gefasst habt, tut es einfach. Wartet nicht auf den richtigen Zeitpunkt. Bei der Frage ob man lieber allein oder in einer Gruppe startet, dem empfehle ich den Jakobsweg allein zu gehen. Man kann sich einfach treiben lassen, pausieren wann man möchte, ohne Rücksicht auf die Wünsche anderer zu nehmen. Ich bin auch mit einem guten Freund gestartet und nach ein paar Tage allein weiter gelaufen. Jeder Mensch hat einen gewissen Rhytmus, einen Schritt, Wünsche, Bedürfnisse etc. Vergisst nicht, Ihr geht den Jakobsweg für Euch, nicht für jemand anders.

7. Schlusswort

Dank web 2.0 hat man inzwischen die Möglichkeit seine Erfahrung, gemachte Fotos und noch vieles mehr für Menschen weltweit zur Verfügung zu stellen. Tipps und interessante Orte kann man ruhig mit Gleichgesinnten teilen, ohne das einem ein Zack aus der Krone bricht. Ich freue mich, dass Ihr soweit gelesen habt und würde mich über Eure Meinung bzw. ein Kommentar, dem Teilen des Inhalts freuen. Es geht mir dabei nicht um Geld, sondern viel mehr um ein kollektives Umdenken in vielerlei Hinsicht. Das Leben ist viel zu kurz um ständig an die Zukunft zu denken. Lebt heute, lebt jetzt und zwar als würde es kein morgen geben!

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