Die pharmazeutische Industrie forscht ständig unter einem enormen finanziellen Aufwand nach neuen Medikamenten. Viagra kaufen Anfang der neunziger Jahre war das pharmazeutische Unternehmen Pfizer auf der Suche nach einem Herz Kreislauf-Medikament. Eine ursprünglich zur Behandlung von Patienten mit Angina pectoris entwickelte Substanz mit dem Namen UK-92,480 bestätigte in den ersten klinischen Tests die Erwartungen der Wissenschaftler nicht. Statt dessen bemerkten sie eine unerwartete Nebenwirkung. Es stellte sich heraus, daß UK-92,480 die Mechanismen zur Entstehung einer Erektion beeinflussen konnte. Begeisterte Patienten berichteten den behandelnden Ärzten, daß sich ihre Erektionsstörungen deutlich gebessert hätten. Bei vielen führte die Einnahme zu einer zeitlich verlängerten Erregung. Bis dahin an Impotenz leidende Versuchspersonen bekamen plötzlich wieder eine Erektion. Die Testleiter von Pfizer erkannten, daß sie durch Zufall einen Wirkstoff entdeckt hatten, mit dem sich erektile Dysfunktionen wirksam behandeln lassen. Sie gaben der neuen Substanz den Namen Sildenafil und führten weitere Untersuchungen durch. In drei anschließenden klinischen Studien wurde das neue Therapeutikum auf sein Wirkungsspektrum und seine Verträglichkeit getestet. In der zuerst durchgeführten Pilotstudie erhielten zwölf Männer mit erektilen Dysfunktionen ohne erkennbare organische Ursachen Sildenafil. Bei ihnen wurde die Dauer und Stärke der entstandenen Erregung gemessen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung waren sehr vielversprechend. Es folgten daher weitere Studien in mehreren europäischen und amerikanischen medizinischen Zentren an impotenten Patienten. Die Erektionsstörungen bei diesen Patienten waren sowohl psychogener als auch organischer Natur. Inzwischen ist Sildenafil an ca. 4 500 Männern mit Potenzproblemen erfolgreich getestet worden. Bei vielen der Testpersonen verbesserte sich durch die Einnahme des Präparates die Erektionsfähigkeit. Seit März 1998 ist der Wirkstoff unter dem Handelsnamen Viagra in den USA von der zuständigen Food and Drug Administration (FDA) als Medikament zur Behandlung der erektilen Dysfunktion zugelassen. Allein in der ersten Woche nach der Zulassung wurden über 36000 Rezepte ausgestellt. Zur Zeit wird Viagra täglich ca. 10 000 mal von amerikanischen Ärzten verschrieben. Die Zulassung von Viagra und der reißende Absatz beweisen den Stellenwert der Erektion im Leben der modernen Männer. Die Problematik der erektilen Dysfunktion wird durch Viagra erstmals Gegenstand öffentlichen Interesses. Wem kann Viagra helfen? Die Behauptung, allen Männern mit sexuellen Problemen könne durch Viagra geholfen werden, ist sicher nicht richtig. Allein die Tatsache, daß Potenzprobleme meist vielschichtige Ursachen haben, läßt die Hoffnung, alle Arten von erektilen Dysfunktionen könnten mit einem einzigen Medikament behandelt werden, als sehr zweifelhaft erscheinen. Leiden die Betroffenen an Erektionsschwierigkeiten, die auf körperliche Mängel zurückgehen, kann dieses Medikament jedoch Abhilfe schaffen. Bei psychisch verursachten Erregungsstörungen kann Viagra zwar die Erektion verbessern, die zugrundeliegenden Probleme bleiben jedoch bestehen. Eine Psychotherapie in Kombination mit Viagra ist hier sicher sinnvoll. Störungen der Libido, des sexuellen Erlebens, Partnerschaftsprobleme oder anstrengende Lebensumstände werden durch Sildenafil nicht zu ändern sein. Bevor man Viagra in den Vereinigten Staaten als Medikament zuließ, wurde es in 21 Placebo-kontrollierten Doppelblindstudien über einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten an impotenten Männern getestet. Bei diesem Testverfahren wissen weder der Patient noch der behandelnde Arzt, ob sich in der verabreichten Tablette tatsächlich der Wirkstoff befindet. Auf diese Weise wird versucht, die Untersuchungsergebnisse nicht durch die Erwartungshaltung von Patient oder Arzt zu beeinflussen. Bis zur Zulassung des Medikamentes wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Viagra an über 4500 Männern mit erektilen Dysfunktionen erprobt. Das Alter der Testpersonen lag zwischen 19 und 87 Jahren. Die Erektionsstörungen dieser Patienten waren sowohl organisch als auch psychisch bedingt, manchmal handelte es sich um Mischformen. Die durchschnittliche Erkrankungsdauer betrug fünf Jahre. Sildenafil wurde in Wirkstoffkonzentrationen von fünf, 25, 50 und 100 Milligramm verabreicht. Anhand eines internationalen Fragebogens beurteilte man die Wirksamkeit. Darin beantworteten die Patienten neben Fragen zur Erektionsfähigkeit, Penetrationsfähigkeit und Dauer der Erregung auch Fragen zu ihrem sexuellen Erleben und ihrer sexuellen Befriedigung. Außerdem führten die behandelten Männer ein Tagebuch über ihre sexuelle Funktionsfähigkeit. Zusätzlich wurden die Partnerinnen der Testpersonen zu ihrem gemeinsamen Sexualleben befragt.
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