Potenzmittel kaufen der Potenz

Männer, deren Potenzprobleme überwiegend seelische Ursachen haben, können unter Umständen von einer Psychotherapie oder zumindest von einer psychologischen Beratung profilieren. Ein Beispiel: Ein Mann mit einem sehr gering ausgeprägten Selbstbewußtsein ist möglicherweise der Ansicht, daß er den Ansprüchen seiner Partnerin/seines Partners im Bett nicht gerecht werden kann. Die Angst vor einer weiteren Enttäuschung und die Furcht, es beim Sex sowieso nicht zu bringen, führt zu Erektionsproblemen. Selbst wenn diesem Mann ein Medikament wie Viagra kaufen hilft, ist eine Psychotherapie angebracht, damit er seine Versagensängste überwindet und ein ausgeprägteres Selbstwertgefühl entwickelt.

Bevor Sie daher zu einem Mittel gegen erektile Dysfunktion greifen, sollten Sie sich darüber klarwerden, ob Ihre Psyche nicht vielleicht auch ihren Teil dazu beiträgt, daß Ihr Penis nicht so reagiert, wie Sie es gerne hätten. Bei der Aufdeckung von Ängsten und anderen seelischen Problemen kann Ihnen im übrigen auch ein Psychologe behilflich sein, wenn Sie es wünschen.

Mit der Diagnose “Prostatakrebs” nahm das Leben des Informatikers Peter Voss, verheiratet, zwei Söhne, eine abrupte Wende. Die anschließende Operation verlief ohne größere Komplikationen, doch die Erektionsfähigkeit war als Folge des Eingriffs für immer verloren ein Schicksal, das Voss mit Tausenden von Männern in Deutschland teilt. Seine Geschichte macht deutlich, wie tief das Trauma derImpotenz sitzt und wie schwer es für die Betroffenen ist, mit dem tabuisierten Leiden umzugehen:

“Wollen Sie mal Viagra ausprobieren?” hatte der Urologe seinen Patienten nach einem Routinecheck gefragt. “Viel weiß man ja wohl noch nicht darüber, aber vielleicht wirkt es bei Ihnen.” Doch die vielgerühmte Potenzpille wurde ihrem Ruf nicht gerecht: “Gebracht hat sie leider nichts”, erinnert sich Peter Voss.

Enttäuscht? Er lacht. “Ach was, viel habe ich mir davon ohnehin nicht versprochen.” Zu intensiv hat sich der Mittfünfziger in den vergangenen Monaten mit den Ursachen und Therapien der erektilen Dysfunktion beschäftigt, als daß er den Sensationsmeldungen über das blaue Wunder aus dem Labor auf den Leim gehen würde: “Soviel ich weiß, müssen die Nervenbahnen intakt sein, sonst kann auch Viagra nicht funktionieren”, erklärt er den medizinischen Sachverhalt. Bei ihm aber sind diese Verbindungen zwischen Rückenmark und Penis ein für allemal zerstört. Seit der Entfernung seiner vom Krebs befallenen Prostata vor fünfzehn Monaten wird er nie wieder aus eigener Kraft eine Erektion zustande bringen.

Erektionserhaltend nennen Mediziner die routinemäßig angewandte Technik, mit der auch Peter Voss operiert wurde. Dabei, so die Theorie, wird ein Teil des Nervengeflechts, das die Gliedsteife steuert und direkt an der Oberfläche der Drüse entlangläuft, vor dem Entfernen des Tumors abgelöst und erhalten. Doch die Prioritäten der Ärzte sind klar: erst das Leben retten, dann die Potenz. In vielen Fällen bleibt dabei die Fähigkeit zur Erektion auf der Strecke. “Mit vierundfünfzig Jahren war ich vergleichsweise jung für diese Art von Operation. Da machen sie keine Experimente”, erklärt Voss, “da kommt die Prostata radikal raus.”

Unerwartet traf es ihn nicht. Die Ärzte hatten ihn, wie es ihre Pflicht war, zuvor über die Risiken der Operation aufgeklärt. Womit er nicht gerechnet hatte, war ihre Ignoranz: “Als die Wunde zu eitern anfing, da sind sie im Dreieck gesprungen, das ging schließlich gegen ihre handwerkliche Ehre”, schimpft er. “Aber als ich gemerkt habe, daß meine Erektionsfähigkeit dahin war, hat es nur geheißen: Das ist doch jetzt kein Thema.”

Peter Voss scheint das Trauma seiner sexuellen Versehrtheit erstaunlich gut verarbeitet zu haben, das körperliche und auch das seelische. Aber die Erinnerung an das “tiefe schwarze Loch”, in das der agile, lebenslustige Mann nach dem Eingriff zu fallen drohte, ist noch wach. Tränen seien geflossen, als ihm sein Schicksal bewußt geworden sei trotz aller Freude darüber, die lebensbedrohliche Krankheit besiegt zu haben. Auch heute erlebt er hin und wieder Phasen der Trauer darüber, “daß etwas, das mir in meinem Leben sehr wichtig war, unwiderruflich verschwunden ist”.

“Es ist schon seltsam”, grübelt Voss über die Ursache seiner Trauer nach, “aber es geht massiv an die Männlichkeit.” Und das, obwohl er nicht zu jenem Typ von Mann gehört, der seine Sexualität auf einen erigierten Phallus reduziert. Bisweilen sucht er Trost in einer nüchternen Bilanz: Die Lust am Sex und die Sensibilität des Glieds seien erhalten geblieben, zählt er auf, ebenso die Fähigkeit zum Orgasmus. Auch seine Frau habe sich auf die neue Situation eingestellt: “Wenn wir zärtlich miteinander sind, dann brauche ich dazu nicht unbedingt eine Erektion. Schließlich konnten wir auch vor meiner Operation stundenlangen Sex genießen ohne Geschlechtsverkehr.” Und trotzdem taucht immer wieder “dieses Bild auf, das tief in mir steckt: daß zum Mannsein die Potenz gehört”.

An die Bewältigung dieser Krise machte sich Peter Voss schon vor seiner Operation. Für ihn stand fest: “Wenn ich meine Erektionsfähigkeit verliere, dann will ich das nicht im stillen Kämmerchen mit mir alleine aushandeln.” Von dem Mythos, ein “richtiger Mann” müsse mit allen Schwierigkeiten allein fertig werden, hält er nichts. Seine Frau war von jenem Tag an, als der Urologe ihm den niederschmetternden Befund der Prostatabiopsie eröffnet hatte, immer auch über die möglichen Folgen im Bild: die Inkontinenz, von der er verschont blieb, und den Verlust der Erektionsfähigkeit. “Viele Männer lassen eher ihre Beziehung kaputtgehen”, weiß Voss aus Gesprächen mit Leidensgenossen, “als das Problem mit ihrer Partnerin zu besprechen.”

Für die Frau sei  besonders in einer langjährigen Beziehung – der Verlust der Erektionsfähigkeit ihres Partners häufig kein gravierendes Problem, glaubt er. Aus den intensiven Gesprächen, die er mit seiner Frau über ihr gemeinsames Sexualleben geführt hat, weiß er: Die Penetration ist nicht das Wichtigste. Es gab in ihrer Beziehung immer auch andere Wege zum sexuellen Genuß, und die stehen ihnen nach wie vor offen.

Ob seine Frau ob irgendeine Frau wohl nachvollziehen könne, was der Verlust der Erektionsfähigkeit bedeutet? “In gewissem Maß”, vermutet Voss. “Doch es gibt große Verständnisschwierigkeiten. Männern fällt es einfach schwer, ihre Frauen ernstzunehmen und ihnen zu vertrauen, wenn sie

sagen, daß der Verlust der Erektionsfähigkeit für sie nicht so wichtig sei. Die Angst, daß sie das nur aus Mitleid sagen und sich insgeheim nach hartem Sex sehnen, sitzt tief. Da stellt sich die Frage: Welchen Teil unseres Leids machen wir uns selbst?”

Völlig auf Erektionen verzichten muß Peter Voss auch jetzt nicht. Unter den Hilfsmitteln, die es auch schon vor Viagra gab, bevorzugt er die Vakuumpumpe. Auch SKAT hat er schon mal getestet, aber die Injektion war so schmerzhaft, daß er gleich wieder die Finger davonließ.

Natürlich wäre Viagra, verglichen mit diesen Mitteln, auch für ihn ein weitaus angenehmerer Behelf: Ein diskreter Schluck statt lästigem Pumpen oder schmerzhaftem Stechen wer würde das nicht zu schätzen wissen? Dennoch: Wer sich nicht mit seiner eingeschränkten Sexualität auseinandersetzt, der wird auch mit Viagra kaum glücklich werden. Und wer sich wie Voss – seinem Schicksal stellt, der kommt auch so zurecht.

Verkriechen kam ihm jedenfalls nie in den Sinn. Er hoffte, in einer der insgesamt rund eintausendzweihundert Selbsthilfegruppen im Raum München den nötigen Rückhalt zu finden, um diesen tiefsten Einschnitt in seine Männlichkeit seit der Pubertät besser verarbeiten zu können. “Aber es gibt in München, ja sogar in ganz Deutschland, keine einzige Selbsthilfegruppe, die sich um das Thema kümmert”, weiß er heute.

Peter Voss ist nicht der Typ, der sich davon entmutigen ließe. Er verschickte ein Rundschreiben an siebzig Urologen und einige Beratungsstellen in der Münchner Region mit der Bitte, Betroffene und Interessierte sollten sich bei ihm melden. Weniger als zehn Ärzte zeigten Interesse. Und mit Betroffenen kam er durch diese Aktion überhaupt nicht in Kontakt. “Die Resonanz war fast null”, zieht Peter Voss Bilanz. “Das fand ich schon enttäuschend.”

Er verstärkte seine Bemühungen. Sein Aufruf wurde in einem urologischen Fachblatt und in der Zeitschrift des Münchner Selbsthilfezentrums gedruckt, danach hatte er einen kurzen Auftritt im Bayerischen Fernsehen mit anschließender Telefonsprechstunde. “Da hatte ich immerhin fast genauso viele Leute am Apparat wie ein Schönheitschirurg, der in derselben Sendung aufgetreten war”, frotzelt Voss. Die kargen Früchte eines dreiviertel Jahres Arbeit: “Neun Adressen. Ich hätte nie gedacht, daß Erektionsstörungen ein derartiges Tabu sind.”

Doch das Ziel rückte ein wenig näher: sich mit Männern zu treffen, die ohne viele Worte verstehen, was sich an Ängsten, Leid und Traurigkeit hinter dem Wortmonstrum “erektile Dysfunktion” verbirgt. “Männer, die sich gegenseitig Tips geben, sich über einen Durchhänger hinweghelfen und gemeinsam neue Lebensfreude entdecken”, will Peter Voss zusammenbringen. Eine richtige Selbsthilfegruppe eben.

Ende Juni 1998 schien das Eis gebrochen zu sein. Im Selbsthilfezentrum München fand das erste Treffen statt. Sieben Männer kamen, einer sogar aus Österreich. Sieben von fünfzigtausend, die rein statistisch allein in München betroffen sein müßten. “Wo ist der Rest?” fragt Peter Voss.

Die Aussicht auf größere Resonanz dürfte mit Viagra eher sinken. Viele werden lieber heimlich zur Tablette greifen als zum Telefon, um mit Schicksalsgenossen über anstehende Operationen, Leistungsdruck oder Partnerprobleme zu reden. Und viele werden einen Pyrrhussieg erringen, wenn sie wieder einmal versuchen, mit den kleinen blauen Pillen auch gleich ihre großen, unbewältigten Probleme hinunterzuschlucken.

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