Zu wollen und nicht zu können passiert den meisten Männern einmal oder noch häufiger. Ein falsches Wort, eine unbehagliche Umgebung, ein anstrengender Arbeitstag oder private Probleme, und schon geht nichts mehr. Aber das ist normal. Kommt es jedoch über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten regelmäßig zu unbefriedigenden Erektionen, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Vielen Männern ist das ausgesprochen unangenehm. Sie befürchten peinliche Fragen zur eigenen Sexualität. Oft hindert sie das Schamgefühl sogar daran, überhaupt zum Arzt zu gehen. In den letzten Jahren haben sich in Deutschland ca. 500000 Männer mit Erektile Dysfunktion von einem Arzt behandeln lassen. Das sind aber allerhöchstens zehn Prozent der Betroffenen, und die Hälfte von ihnen kommt nur, weil sie von der Partnerin dazu gedrängt werden. Dabei kann den meisten Männern geholfen werden. Nur bei einem von 10 000 Patienten stellt sich kein Behandlungserfolg ein.
Wegen der komplexen Vorgänge, die zur Entstehung einer Erektion fuhren, erfordert die Diagnostik erektiler Dysfunktionen eine umfassende urologisch-andrologische Untersuchung. Obwohl in den letzten Jahren viele Fortschritte gemacht wurden, gibt es noch immer nur wenige allgemein anerkannte Untersuchungsmethoden. Fachärzte für Fragen zur Erektile Dysfunktion sind wie gesagt Urologen oder die auf Männerheilkunde spezialisierten Andrologen. Der Facharzt sollte jedoch eng mit Internisten, Neurologen und Psychologen zusammenarbeiten, da die Ursachen Erektile Dysfunktion eben sehr vielschichtig sein können. Um aufwendige und unangenehme Untersuchungen zu vermeiden, ist im Vorfeld die Erhebung einer ausführlichen Krankengeschichte unerläßlich.
Neben Fragen zu Sexualität, Verlangen und Erektionsfähigkeit sollte sich der behandelnde Arzt auch ein Bild über die persönliche Lebenssituation, das soziale Umfeld und das körperliche Allgemeinbefinden des Betreffenden machen können. Auch die Partnerin des Patienten sollte mit in das Gespräch einbezogen werden. Im Anschluß daran folgt eine allgemeine körperliche Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung des Zustandes von Blutgefäßen und Nervensystem.
Nach dieser ersten Anamnese kann schon ein Verdacht bezüglich der Krankheitsursachen ausgesprochen werden. Stehen offensichtlich psychische Probleme im Vordergrund, sollte der Patient einem Psychiater oder Psychologen vorgestellt werden. Die eher seltene endokrine Impotenz kann mittels einfacher Laboruntersuchungen diagnostiziert werden. Der Nachweis eines normalen Testosteron, Prolaktin und Schilddrüsenhormonspiegels schließt diese Ursache weitgehend aus.
Eine zentrale Rolle in der Diagnostik Erektile Dysfunktion spielt der Nachweis vaskulärer Funktionsstörungen. Ungefährliche moderne Methoden und neue medizinische Verfahren schaffen hier große Erleichterung. Mit Hilfe von Ultraschalluntersuchungen lassen sich Aussagen über die Funktionsfähigkeit der großen Penisarterien machen. Kleinere Blutgefäße lassen sich jedoch nicht auf diese Weise untersuchen. Die “pharmakodynamische Duplexsonographie” der Schwellkörperarterien ist für diese feinen Blutgefäße die Methode mit der größten diagnostischen Aussagekraft. Hierbei wird mittels arterienerweiternder Medikamente eine Erektion erzeugt. Während der Erektionsentstehung wird durch eine spezielle Ultraschalluntersuchung die Flußgeschwindigkeit in den Schwellkörperarterien gemessen. Durch die Messung des Blutstaus kann die Effektivität des venösen Verschlußmechanismus beurteilt werden. Schmerzhafte und für den Patienten gefährlichere Verfahren wie die Penisarterienangiographie, die Kavernosometrie und Kavernosonographie sind spezielleren Fragestellungen vorbehalten.
Zur Beurteilung einer neurogen bedingten Erektile Dysfunktion verwendet man sogenannte somatosensorisch evozierte Potentiale (SSP). Bei dieser Methode wird die Nervenleitgeschwin-digkeit eines bestimmten Reflexes (Bulbus cavernosus Reflex) gemessen. Es würde zu weit führen, dieses komplizierte Verfahren hier näher zu erläutern. Für das Verständnis dieses Buches ist es auch nicht wichtig.
Die nächtliche Rigiditäts und Tumeszenzmessung ermöglicht die Registrierung nächtlicher Erektionen und deren Stärke. Diese zeit- und kostenaufwendige Methode wendet man jedoch nur an, wenn ein Verdacht auf neurologische Störungen vorliegt.