Wer an gefälschte Medikamente denkt, der hat zuallererst Lifestyle-Arzneimittel wie die bekannten Potenzmittel Viagra oder Cialis oder Schlankheitspillen auf dem Schirm. Solche Medikamente sind normalerweise teurer als herkömmliche Arzneimittel, wie beispielsweise Medikamente gegen Erkältungen, und lohnen sich deshalb besonders.
Jedoch geht es auch deutlich gewinnbringender: Immer mehr Fälscher konzentrieren sich auf hochpreisige Medikamente gegen Krebs, Rheuma und Co. Hier kostet eine Packung oft mehrere hundert bis mehrere tausend Euro.
Die Europäische Union möchte deshalb eine lückenlose Überwachung beim Verkauf von Medikamenten aufbauen. Somit wäre in Zukunft jede einzelne Verpackung identifizierbar und nachverfolgbar. Nur so kann man den Produktfälschern laut Experten Einhalt gebieten.
Aktuelle Fälle von Fälschungen
Der Verkauf von Fälschungen über das Internet ist fast schon von gestern. Teilweise gelingt es Betrügern, ihre Fälschungen in den legalen Handelsweg einzuschleusen. Das ist insbesondere deshalb so gefährlich, weil man in solchen Fällen als Patient nicht einmal mehr normalen Apotheken Vertrauen schenken kann.
Es ist deshalb nur folgerichtig, dass die EU jede einzelne Verpackung identifizierbar machen möchte. Im letzten Monat wurden beispielsweise auch Fälschungen des Krebsmedikaments Herceptin entdeckt. Je mehr ein Medikament kostet, desto interessanter wird es für Fälscher und desto höhere Risiken gehen sie bei der Beschaffung ein, um einen möglichst hohen Gewinn zur erwirtschaften.
Lückenlose Kontrolle als Lösung?
Die EU plant, dass ab dem Jahr 2019 jede einzelne Medikamentenverpackung identifizierbar sein soll. Damit sind nicht nur teure Krebsmedikamente gemeint, sondern alle Verpackungen, die auf legalem Wege abgegeben werden.
Europa steht mit dieser Entscheidung nicht alleine da. Auch die USA möchten bis zum Jahr 2023 ein ähnliches System einführen.
Es ist damit zu rechnen, dass die Umrüstung der Fertigungswege für Medikamente viele Milliarden Euro verschlingen wird.
Wir finden jedoch, dass dies ein Schritt in die richtige Richtung ist. Während es sich bei Potenzmitteln um Lifestyle-Medikamente handelt, die lediglich einen körperlichen Missstand beheben, handelt es sich bei Medikamenten gegen Krebs um lebensnotwendige Arzneimittel. Wir können nicht verstehen, wie Fälscher moralisch mit der Fälschung solcher Medikamente umgehen können.