Die Hamburger Begleitagentur Wohlfühlagenten

Der Beruf des Escort-Mann wird in Deutschland nach wie vor oft mit einer großen Portion Skepsis begleitet. Während männliche Interessenten allein im Internet einer fast unüberschaubaren Auswahl an weiblichen Escorts gegenüberstehen, gibt es hierzulande nur eine Handvoll Männer, die denselben Service auch für Frauen anbieten.

Der Reporter Stefan Sieling traf sich mit Timo von der Hamburger Begleitagentur ‘Wohlfühlagenten’ um zu klären, wie dieses Ungleichgewicht zu Stande kommt und gleichzeitig mit einigen, hartnäckigen Klischees aufzuräumen.

S.: Hallo Timo, schön, dass du dir für ein kurzes Interview Zeit genommen hast.
Zu Beginn vielleicht die Frage: Wie kommt man überhaupt auf die Idee, Escort-Mann zu werden?

T.: Das ist eigentlich komplett aus der Situation heraus entstanden. Sowohl mein Kollege Jens als auch ich haben in unseren Hauptberufen permanent mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun gehabt. Der Wunsch, sich auf eine ganz andere, überraschende Form von Begegnung einzulassen, hat dann letztlich den Ausschlag gegeben.

S.: D.h., vom Job des Escort-Mann allein lässt es sich nicht leben?

T.: Das will ich so nicht sagen. Möglicherweise gibt es da sogar den einen oder anderen. Für uns war und wird es auch künftig wichtig sein, eine gesunde Mischung hinzubekommen. Jens ist mit Leib und Seele Reiseleiter und bei mir ist es die Schauspielerei und das Yoga. Ich denke, dass am Ende im besten Fall das eine vom anderen profitieren kann und umgekehrt.

S.: Nichtsdestotrotz seid ihr aber im Vergleich zu den weiblichen Begleiterinnen klar in der Minderheit.

T.: Ja, da gibt es in der Tat ein riesiges Ungleichgewicht. Uns persönlich stört das allerdings eher weniger (lacht). Nach meiner Erfahrung gehen Frauen oft sehr viel befangener an die Sache heran. Sie haben oft nicht den Eindruck, so etwas eingehen oder, um es anders zu formulieren, sich einfach eine schöne Zeit schenken zu können. Umso erfreulicher ist es, Begegnungen zu machen, in denen jemand im wahrsten Sinne des Wortes ‘über seinen Schatten’ gesprungen ist.

S.: Wenn ich das Angebot eurer Agentur richtig verstanden habe, geht es aber auch darum, solche Zweifel gezielt zerstreuen zu helfen.

T.: Ja, auf jeden Fall. Ich selbst schwebe ja auch nicht zu jedem Treffen als Supermann ein und bin ebenfalls in der ein- oder andern Situation unsicher, was jetzt das Passende sein könnte. Am Ende gewinnt meist die Kommunikation.

S.: Ist es schon vorgekommen, dass du nach einem Treffen gedacht hast: Mit dieser Frau könnte ich mir auch privat etwas vorstellen?

T.: Mir persönlich ist das noch nicht passiert. Unvorstellbar ist es aber auch nicht. Ich bin kein Freund davon, sich solche Gedanken per se verbieten zu müssen, nur weil das in diesem Job so üblich ist.

S.: Andernfalls gibt es doch auch sicherlich Situationen, in denen man überhaupt nicht auf einer Wellenlänge ist.

T.: Ich kann mich bis jetzt an keine Begegnung erinnern, bei der eine Dame schreiend vor mir weggelaufen ist (lacht). Klar merkt man schnell, mit dieser oder jener Person vielleicht nicht unbedingt einen ganzen Abend verbringen zu wollen. Unser Anliegen bei den Wohlfühlagenten ist es allerdings auch, dass dies von der Frau dann offen und ehrlich kommuniziert wird.

S.: Gibt es eine Begegnung, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Letztes Jahr bin ich mit einer älteren, alleinstehenden Dame auf einer Mittelmeer-Kreuzfahrt gewesen. Da aus ihrem Freundeskreis niemand mehr Lust auf einen längeren Urlaub hatte, war sie auf der Suche nach einer männlichen Reisebegleitung. Die ganze Zeit über haben wir uns so gut verstanden, dass wir bis heute dann und wann telefonisch in Kontakt stehen. Solche Begegnungen prägen sich ein.

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